Die Friedhofshalle auf dem neuen Coswiger Friedhof
Wenn am kommenden Sonntag, dem Totensonntag, in den evangelischen Gemeinden der Verstorbenen gedacht wird, wird auch auf unserem Friedhof wieder großes Begängnis sein. Die geschmückten Gräber der Familienangehörigen und Nahestehenden werden besucht. Der Besucher betritt unseren neuen Friedhof durch das schmiedeeiserne Tor an der Salzstraße, und am Ende des Mittelweges steht vor ihm wie selbstverständlich die Friedhofshalle.
Der Totensonntag vor 65 Jahren war der erste, an dem sich den Friedhofsbesuchern dieses Bild bot. Die kleine Leichenhalle jenseits der Salzstraße auf dem alten Friedhof genügte schon lange nicht mehr den Anforderungen der stetig wachsenden Großgemeinde. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde ein Neubau geplant. Doch gingen die Baugelder der Kirchgemeinde durch die Weltwirtschaftskrise verloren. Erst 1934 griff man die alten Pläne wieder auf. Die Akte in unserem Archiv dazu beginnt im Dezember 1936. Der damalige Pfarrer Kircher bittet den Coswiger Gemeinderat um finanzielle Unterstützung beim Friedhofshallenbau, die auch gewährt wird. Daran war die Bedingung geknüpft, dass die Halle für jede Bestattung zur Verfügung gestellt werden muss. Das ganze Jahr 1937 ging offensichtlich mit der Klärung juristischer und anderer bürokratischer Probleme mit der Landeskirche vorbei, ohne dass mit dem Bau begonnen wurde. Erst im März 1938 konnte Pfarrer Kircher dem Bürgermeister mitteilen "daß die Kirchgemeindevertretung beschlossen hat, nun unverzüglich an die Durchführung des Projektes des Baues einer Friedhofshalle nach den Entwürfen des Architekten Kolbe in Dresden zu gehen, nachdem nun endlich das Landeskirchenamt seine Einwilligung zu unserem Finanzierungsplan erteilt hat.“
Am 8. August wurde mit dem Bau begonnen. Am Ende wird er 50.000 RM gekostet haben, wozu die politische Gemeinde 18.000 RM beitrug. Mit der feierlichen Einweihung der neuen Friedhofshalle am 3. September 1939 waren alle Probleme vergessen. Die Freude über diesen neu geschaffenen Ort des würdigen Abschiednehmens überwog und sicher war nicht allen Anwesenden der Einweihungsfeier klar, wie bitter nötig dieser in den folgenden Jahren sein sollte!
Vielleicht gönnen Sie der Friedhofshalle, der man ihr Alter wahrlich nicht ansieht und die auch heute noch den Anforderungen gerecht wird, bei Ihrem nächsten Friedhofsbesuch einen Blick extra.
Petra Hamann, Stadtarchiv