Unser Gemeindebad

Kleine Reminiszenz an das Stadtbad in der Weinböhlaer Straße

Das hat es eigentlich nicht verdient, unser Stadtbad an der Weinböhlaer Straße, dass es so schnell vergessen wird, dachte ich beim Lesen dieses Zeitungsausschnittes von 1937.

Zeitungsausschnitt 1937

70 Jahre bot es den Coswigern willkommene Erfrischung von Mai bis September, bis im 71. Jahr das "Aus“ für immer kam.

Ungezählt sind all diejenigen, die in der "Stadtpfütze“, wie das Bad auch liebevoll genannt wurde, ihre ersten Schwimmversuche starteten oder stolz die Schwimmstufen oder gar den "Fahrtenschwimmer“ schafften. In den Sommerferien war es Domizil des Schwimmlagers, welches es parallel zu den Ferienspielen der Schule gab, und mit Einführung des Schwimmunterrichts an den Schulen, wurde das Bad auch dafür genutzt.

An heißen Sommertagen war im Bad stets ein unglaubliches Gewimmel und im Becken an Schwimmen nicht mehr zu denken – leicht nachzuvollziehen, wenn man sich verdeutlicht, dass Coswig im Jahr der Einweihung des Bades 1927 ca. 6.000 Einwohner hatte, 1985 bereits über 28.000 Menschen in Coswig wohnten, und die Badefläche nie erweitert wurde! Auf der Liegewiese, die selten grün aussah, lag man dicht an dicht – nur um die Toiletten herum war immer etwas Platz ....

Für die etwas Älteren waren die Umkleidekabinen, die natürlich nie für alle reichten, von besonderem Reiz. Sie waren nicht nur ziemlich dunkel, es waren auch fast alle Trennwände durch vielfältige Schnitzarbeiten etwas durchsichtiger gemacht.

Was gab es für ein Gedränge, wenn die Glocke des Eismannes ertönte, der mit seinem Spezialfahrrad vor der Eingangstür des Bades Station machte!

Nun ist es ungewohnt still am Stadtbad. Keine badebehosten Knirpse mit blauen Lippen laufen mehr barfuß über die Weinböhlaer Straße auf ein Eis zu Hansens. Die empörten Aufschreie über die Mitteilung zur Schließung des Bades sind vergessen.

Das neue Bad an der Kiesgrube Kötitz mit der Wasserrutsche als Attraktion, scheint auch den letzten Nostalgiker versöhnt zu haben. Erfreulich ist, dass man ein "Urgestein“ des ehemaligen Stadtbades auch im neuen Bad an der Kiesgrube bei der Arbeit treffen kann, den langjährigen Schwimmmeister Dieter Feldmann, der sicher ein ganzes Buch zu "seinem“ Stadtbad schreiben könnte. Dass das neue, den heutigen Anforderungen entsprechende Bad von den Coswigern gern angenommen wurde, beweisen die bisherigen Besucherzahlen und leuchtende Kinderaugen.

Da bald nichts mehr an die alte "Stadtpfütze“ erinnern wird, erschien mir diese kleine Reminiszenz angemessen.

Petra Hamann, Stadtarchiv