Gönner gaben Straßen Namen
Teil 3: Von-Friesen-Platz / Ravensburger Platz
Einen "Von-Friesen-Platz“ sucht man heute vergeblich im Coswiger Stadtplan. Eigentlich schade, denn 41 Jahre lang trug der historische Platz vor der Alten Kirche diesen Namen. Der einstige Dorfanger, später Kirchstraße, erhielt 1910 zum Gedenken an Artur Cecil Freiherr von Friesen seinen Namen.
Immerhin bedachte er die Gemeinde Coswig in seinem Testament vom 8. Juli 1908 mit 40.000 Mark. Er verfügte, dass die Zinsen Einrichtungen zugeführt werden sollen, die der Allgemeinheit zugute kommen. Warum der Freiherr Coswig so großzügig in seinem Testament bedachte, wusste das Coswiger Tageblatt am 1. und 11. März 1910 zu berichten.
Das im Zeitungsartikel erwähnte "fürstliche Vermögen“ dürfte er von seinen bereits verstorbenen Eltern geerbt haben. Sein Vater, Bernhard Maximilian Freiherr von Friesen, war Königlich Sächsischer Rittmeister.
In der Sitzung des Coswiger Gemeinderates am 24. Mai 1910 konnte verkündet werden, dass die 40.000 Mark in Coswig eingegangen sind. Die gefassten Beschlüsse zu diesem Tagesordnungspunkt wurden im Coswiger Tageblatt vom 26. Mai 1910 veröffentlicht:
Offensichtlich war der junge Freiherr nicht nur eltern-, sondern auch heimatlos, denn in Homburg vor der Höhe, wo er starb, war er ebenfalls nur Kurgast. Im heutigen Bad Homburg erinnert noch immer eine Friesenstraße an den Wohltäter der Stadt. In Coswig hat man sein Andenken 1951 mit der Umbenennung des Platzes in "Platz der Jungen Pioniere“ getilgt.
Mit der politischen Wende 1989/90 stand die erneute Umbennung des Platzes an. Trotz Protesten aus der Bevölkerung wurde die Chance verpasst, diesem historischen Platz im Zentrum Coswigs mit Alter Kirche, Pfarrhaus, Brauerei und Bauernhäusern einen historisch begründeten Namen zu geben. So entschied sich der Runde Tisch als Dank für städtepartnerschaftliche Hilfe, diesen Platz nach der Stadt Ravensburg zu benennen. Seit 29. April 1990 heißt er nun "Ravensburger Platz“ und trägt damit quasi zum zweiten Mal den Namen eines(r) Gönners(in) der Stadt Coswig.
Petra Hamann, Stadtarchiv