Namen sind Schall und Rauch

Abschluss

Vor über einem Jahr begann mit dieser Überschrift der Streifzug durch die Coswiger Straßen­namen hier im Coswiger Anzeiger. Es war u.a. von Gönnern zu lesen, die Straßen Namen gaben und es kamen problematische Straßenbenennungen zur Sprache.

Offene Fragen

Mit der heutigen Folge soll dieser Streifzug beendet werden, obwohl noch einige Fragen offen bleiben. Nach wem wurden z.B. die Köhler- und Förster­straße in Neusörnewitz benannt – nach der jeweiligen Berufs­gruppe oder gab es dort verdienstvolle Herren gleichen Namens? Auch der Kamerunweg in Kötitz gibt nicht gleich preis, warum er 1935 so benannt wurde – nach der Gaststätte mit diesem Namen, die es einst dort gab (oder eher umgekehrt?) oder weil das Land dort so sandig ist wie die Wüste in Kamerun oder weil der Weg so weit entfernt ist wie eben Kamerun oder ....? Leider sind die Überlegungen der damaligen Gemeindevertreter dazu nicht überliefert.

Straßennamen-Wirrwarr

Ein Plädoyer für die Benennung von Straßen mit boden­ständigen Namen soll die folgende Erinnerung an einige Straßen sein, die unter mehrfacher Umbenennung (sicher mit ihren Anwohnern) zu leiden hatten. Die Moritzburger Straße wurde dazu bereits im ersten Beitrag der Straßennamen-Serie erwähnt und die ehemalige Rosa-Luxemburg-Straße in der Folge am 5. Dezember 2002. Ähnlich erging es der Coswiger Fabrikstraße, die 1963 nach dem tschechischen Widerstands­kämpfer Rudolf Prochazka benannt wurde und seit 1990 Industrie­straße heißt. In diese Reihe gehört auch die ehemalige Kötitzer Waldstraße. Sie wurde in der DDR-Zeit zur Dr.-Kurt-Fischer-Straße und verlor 1991 ihre Eigen­ständigkeit, indem sie der Romerstraße zugeschlagen wurde. Ebenso wie die Fabrikstraße konnte sie ihren ursprünglichen Namen nicht zurückbekommen. Durch die inzwischen erfolgten Ein­gemeindungen von Brockwitz und Sörnewitz gab es diese Straßen­namen bereits. Besonders hart traf es die heutige Auerstraße, die sich auf Brockwitzer Flur befindet. Ursprünglich waren es zwei unabhängige Straßen. Der untere Teil (ab Dresdner Straße) hieß Moritzburger Straße, der obere (ab Weinböhlaer Straße) Spitzgrundstraße. Diese beiden Straßen wurden 1936 vereinigt und die neue Straße bekam den Namen Horst-Wessel-Straße, inklusive neuer Hausnummern. Nach 1945 wurde die Straße in ihrer gesamten Länge in Karl-Liebknecht-Straße umbenannt und dürfte 1991 mit der richtung­gebenden Benennung als Auerstraße einen beständigen, weil bodenständigen, Namen bekommen haben.

Handlungsbedarf?

1991 war die letzte große Straßennamen-Umbenennungsaktion. Straßen wurden aus politisch-ideologischen Gründen umbenannt. Haben wir jetzt in Zeiten knapper Kassen und den damit verbundenen großen Problemen noch einmal die Kraft, Straßen­namen richtig zu stellen, die noch einen falschen Flur­namen tragen (Am weiten Born und Vierhufenstraße, Coswiger Anzeiger vom 23. Januar und 6. März 2003)? Können und wollen wir uns wie z.B. Leipzig, Dresden oder unsere Nachbarstadt Radebeul Zusatz­schilder zu Straßen­namen als wichtigen Beitrag zur Heimatgeschichte leisten? In Coswig würde das drei Straßen betreffen (Jaspisstraße, Romerstraße, Coswiger Anzeiger vom 5. April und 2. Mai 2002 sowie die Paul-Schneider-Straße, am 21. Januar 1999 im Coswiger Anzeiger veröffentlicht von R. Müller). Über diese Namen bekommt man in keinem Lexikon Aufklärung. Seit 1991 ist auch der Platz an der Ecke Moritzburger- und Salzstraße namenlos. Sollte er den Namen seines Coswiger Stifters Hänel zurückbekommen mit einem entsprechenden Zusatzschild zum heimat­geschichtlichen Verständnis? Ganz ohne Fragezeichen muss es zukünftig in Coswig einen Elsa-Brändström-Weg geben (Coswiger Anzeiger vom 5. Dezember 2002). Hier ist wohl eine Entscheidung des Stadtrates gefragt.

Fazit

Eine treffendere Schlussfolgerung, dass Straßennamen eben nicht Schall und Rauch sind, als der Heimat­kundler Albert Scholze sie schon vor fast 80 Jahren traf, vermag ich nicht zu ziehen. So möchte ich seine Worte aus dem Artikel "Alte und neue Flurnamen von Coswig“ zitieren, der in "Unsere Heimat“ Nr. 17/18 vom 15. September 1925 erschien.

Eine Beethoven- und Schillerstraße konnten wir nicht verhindern, sollten uns aber bei zukünftigen Straßenbenennungen an Scholzes Worte erinnern.

Petra Hamann, Stadtarchiv